Es ist Freitag, der 1. September 2023, 12 Uhr. Wir warten auf die Anlieferung der Stellwände und der Stehtische. Petra und Karlheinz haben die Getränke schon mitgebracht. In 6 Stunden beginnt die Veranstaltung. Hoffentlich klappt alles wie geplant. Im Hinterkopf lauert die Frage, ob die Ausstellung auch
genügend Interesse und Resonanz finden wird. Die Promotion war sicher gut. Überall hängen die Plakate. Der Flyer wurde an alle Haushalte im Breidert und darüberhinaus verteilt. Über E-Mail wurde zusätzlich informiert. Und auf der Hompage steht ein Interview mit Rudi zur Ausstellung. Die Ankündigung in der Presse war – bis auf das Heimatblatt – eher mager.
Die Stellwände sind da. Jetzt zeigt sich, dass eine gute Planung die halbe Miete ist. Dieter hat alles im Detail vorgegeben und übernimmt nun das Kommando. Heinz, Peter, Rudi, Karlheinz und noch ein Rudi packen an und schneller als gedacht stehen die Wände und sind die 23 Ausstellungs-Poster angebracht.
Die Stehtische sind jetzt auch gekommen. Schnell die Hussen übergezogen. Petra dekoriert – und schon ist alles fertig. Das Foyer der Breidertschule ist nicht wieder zu erkennen. Jetzt ist es ein gut gestalteter, lichtdurchfluteter, optisch sehr ansprechender Ausstellungsraum.
Die Vernissage
Schon kurz vor 18 Uhr kommen die ersten Besucher und werden von Illona mit dem Quizbogen zur Ausstellung und von Petra mit einem Kaltgetränk begrüßt. Anitra, Helmi, Ingrid und andere helfen mit. Um 18.30 Uhr ist der Ausstellungsraum bereits rappelvoll. Ein Teil der Besucher vertieft sich schon in die Geschichte des Breidert. Andere nutzen die Zeit zu einem Gespräch an den Stehtischen mit einem Glas Prosecco vom Weingut Merl in der Hand.
Punkt 19 Uhr beginnt die Vernissage mit der Europahymne, geblasen von den Breidert-Straßenmusikern Peter, Wolfgang und Helmut.
Eine kurze Begrüßung durch Karlheinz und Bürgermeister Rotter, der die Schirmherrschaft über die Ausstellung der „Initiative: Wir sind Breidert“ übernommen hat.
Nach einem weiteren musikalischen Beitrag der Breidert-Straßenmusiker übernimmt Rudi das Mikrofon.
„Meine sehr verehrten Damen und Herren, mein Name ist Rudolf Borek, ich bin der Projektleiter dieser Ausstellung und werde nun eine kleine Zeitreise durch die fast 60jährige Geschichte unseres Wohngebietes moderieren. Meine Gesprächspartner sind:
der Ehrenbürgermeister Alfons Maurer
der Ehrenbürgermeister Roland Kern und
der amtierende Bürgermeister Jörg Rotter
Unser Breidert:Gestern.Heute.Morgen., das ist das Thema der Ausstellung und das ist auch unser Thema. Starten wir mit dem Gestern und schauen in die Chronik, die 1962 mit dem Beschluß der Gemeindevertreter des Dorfes Ober-Roden beginnt. Die Äcker, Wiesen und Spargelfelder im Breidert werden als zukünftiges Wohngebiet ausgewiesen.„
Die erste Frage geht an Herrn Maurer, der in seiner unterhaltsamen Art einiges über die Zeit der Bauplanung, der Vergabe der Grundstücke und die Situation des kleinen, armen, landwirtschaftlich geprägten Dorfes Ober-Roden erzählt. Interessant, und für viele Besucher sicher neu, der Bild 9 Hintergrund der geplanten Hochhausbebauung im Breidert. Der damals wie heute aktuelle Wohnungsbedarf und wie Rödermark heute damit umgeht, ist das Thema für Bürgermeister Rotter.Roland Kern wird durch den Moderator gleich mit drei Themen konfrontiert, welcher um drei Statements bittet:
Zur Zwangsehe Urberach-Ober-Roden durch die Gebietsreform 1977, zum aufoktruierten Name Rödermark und zu den Auseinandersetzungen beim Bau des Rödermark-Rings, der 14 Jahre bis zur Freigabe in 1988 brauchte.
Herr Kern, auch Gründer der Alternativen Liste/die Grünen in Rödermark, bleibt keine Antwort schuldig und berichtet über Hintergründe, Kontroversen und Kompromisse. Bei den Auseinandersetzungen ging es z.B. auch um das Thema Umweltbewußtsein und ökologische Ausgleichsmaßnahmen.
Zu den Plänen und Aktivitäten der Breidertschule befragt, betont Bürgermeister Rotter, dass der Neubau und die Erweiterung ein klares Bekenntnis des Kreises zum Schulstandort Breidert ist.
Der Moderator Rudolf Borek geht dann noch einmal zurück ins Gestern, und zwar in die Zeit zwischen 1982 und 2005, in der Alfons Maurer als Stadtrat und Bürgermeister wesentlichen Anteil an der Gestaltung des heutigen Zentrums im Breidert hatte. Ärztehaus, Breidert-City- Center, Alten- und Pflegheim Morija. Gefragt nach seinem Herzensprojekt nennt Herr Maurer mit spürbarer Emotion die Gewinnung der Christusträger-Schwesternschaft mit ihrer ethischen Grundlage als Träger der Häuser Morija und Mamre.
Bei der abschließenden Frage an Herrn Kern zum Hintergrund und Ziel der Zukunftswerkstatt, die ja zur Gründung der Initiative „Wir sind Breidert“ geführt und Anstoß für die Quartiersgruppen in Waldacker und Urberach war, verwies er einmal auf das hohe Engagement des damaligen Leiter Soziale Dienst in Rödermark, Wolfgang Geiken-Weigt und auf die wertvolle Vor- und Mitarbeit von Heinz Weber, der dann zusammen mit Karlheinz Weber Gründer und Motor der Breidert-Initiative wurde.
In seiner Abschlußmoderation focussierte sich Rudolf Borek auf das Thema „Unser Breidert:Morgen“. Corona hat – wie überall – auch die Arbeit der Initiative massiv unterbrochen. Nach meiner Einschätzung hat diese Zäsur über die Pandemie hinaus die Breidert-Initiative gelähmt. Diese Lähmung ist zwar noch nicht vorüber, aber es gibt hoffnungsvolle Ansätze, dass die Initiative sich wieder reaktiviert. Aber – und das ganz groß und fett geschrieben – aber – die Breidert-Initiative braucht unbedingt neue Macher und Mit-Macher. Also Menschen im Breidert, die sich für das Breidert interessieren und in der Breidert-Initiative engagieren.
Und wenn Sie sich engagieren wollen: Auf den Stehtischen und an der Stellwand finden Sie eine etwas unkonventionelle und freche „Stellenanzeige“ mit Kontaktdaten.
Nach dem „Danke“ an die Bürgermeister bittet Rudolf Borek seine Mitstreiter in der Projektgruppe nach vorne:
Greta Diederichs
Heinz Diederichs
Karlheinz Weber
Dieter Müller
Petra Wilde
Peter Voitl
und dankt Rolf Sturm für seine wertvolle Mitarbeit in der Vergangenheit. Damit ist die Ausstellung nun offiziell eröffnet.
Die Ausstellung
Es kamen alte Oberröder mit Erinnerungen an die Zeit vor der Bebauung. Junge Familien mit Kindern, die mehr über ihr zuhause erfahren wollten. Und viele, die irgendwann ins Breidert gezogen sind. Die Pioniere der Bauphase und die später Hinzugezogenen. Alle vertieften sich in die Schautafeln, suchten Bekanntes, waren erstaunt über manche neue Information und voll des Lobes. Gelobt wurde die grafische Gestaltung, die vielen Fotos mit verständlichen Texten, die Interviews von Zeitzeugen und von Menschen im Breidert.
Am Samstag wurde es phasenweise nochmal richtig voll. Meist aber verteilte sich der Besuch, so daß man sich in Ruhe mit den Ausstellungs-Tafeln beschäftigen konnte. Mit einem Getränk, das Petra allen Besuchern anbot. Rudi stand für Fragen und Hintergrundinformationen zur Verfügung, z.B. zur geplanten Hochhausbebauung.
Die meisten Besucher setzten sich intensiv mit dem ausgehändigten Quizbogen auseinander und viele geben ihn auch für die Verlosung am Sonntag ab. Lotte, die Tochter von Peter, ist am Sonntag-Mittag die Glücksfee.Sie zieht als ersten Sieger Hans Röhrig, der benachrichtigt wird und den 1. Preis, ein Puzzle vom BraaretBernsche, bekommt. „Das werde ich noch heute mit meiner Enkelin zusammen puzzeln“, sagt er erfreut.
An beiden Tagen wird immer wieder nach dem Buch zu dieser Ausstellung gefragt, das ja noch vor Corona in einer Auflage von 400 Stück gedruckt und während der Coronazeit verkauft wurde und leider ausverkauft ist. Aufgrund dieser Nachfrage wird die Breidert-Initiative das Buch nochmal auflegen und es im Herbst/Winter wieder anbieten.
Es ist Sonntag, der 3. September 2023, 15 Uhr. Die letzten Besucher sind gegangen. Dieter übernimmt wieder das Kommando. Der Abbau funktioniert genauso reibungslos wie der Aufbau. Um 16 Uhr übernimmt der Hausmeister B. Spahn das geräumte Foyer und wird dafür sorgen, dass die Kinder morgen am ersten Schultag nach den Sommerferien wieder ohne Spuren der Ausstellung in ihre Breidertschule gehen können.